Seit der spontanen Gründung durch einige regelmäßige Kneipenspieler im Jahre 1965 hat sich unser Verein zu einer beständigen Größe im Kölner Schachverband entwickelt. Damit bewegen wir uns- zum Zeitpunkt, an dem dieser Artikel geschrieben wird- auf unser sechzigjähriges Bestehen zu. Im Laufe der Jahre wurde selbstredend auch viel gefeiert, insbesondere die Jubiläums-Meilensteine zum 25jährigen und zum 50jährigen Bestehen.


Sonderausstellung anlässlich des 50jährigen Bestehens

Vom 1. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016 haben wir gemeinsam mit dem Stadtmuseum Euskirchen eine Ausstellung mit dem Titel "Mehr als nur Schwarz-Weiß! Faszination Schach & 50 Jahre SK Turm Euskirchen" präsentiert. Besonderer Dank dafür gebührt Ralf Blumenthal, der dieses Projekt initiiert und vorangetrieben hat, und gemeinsam mit den Mitarbeiter:innen des Stadtmuseums die Exponate zusammengetragen hat. Zur Erinnerung daran haben wir einige Impressionen von der feierlichen Eröffnung der Ausstellung im Euskirchener Kulturhof hier aufbewahrt:


Simultan und Training mit WGM Melanie Ohme

Am Samstag, 28. November 2015, gab es für 26 Schachfreunde die einmalige und wohl letzte Gelegenheit, einmal gegen die Deutsche Nationalspielerin WGM Melanie OHME anzutreten. Nicht etwa, weil sie mit dem Schachspielen aufhört, sondern weil sich ihr Nachname in Kürze ändern wird, wenn sie am 05.12. IM Nikolas Lubbe standesamtlich heiratet. Die Entscheidung um den Familiennamen fiel übrigens sportlich im Rahmen einer Entscheidungspartie, die kommentiert auch im Internet anzuschauen ist: Link

Wir wünschen den beiden schon im Vorfeld alles Gute und gratulieren ganz herzlich!

Vorher aber musste Melanie noch eine ihrer härtesten Simultanprüfungen überstehen. Gerade erst frisch von der Mannschaftseuropameisterschaft in Reykjavik zurückgekehrt, begab sie sich auf die anstrengende Zugfahrt von Braunschweig nach Euskirchen und musste sich natürlich prompt mit Verspätungen herumärgern. So konnten wir sie erst 10 Minuten nach dem geplanten Beginn im Euskirchener City-Forum begrüßen. Ohne Erholungspause ging es umgehend ans Werk, und nicht gegen das leichteste Teilnehmerfeld. Der eine oder andere 2000er hatte sich darunter gemogelt. Es sollte eine Marathonveranstaltung werden und acht Stunden dauern, bis die letzte Schlacht geschlagen war. Da soll noch mal einer behaupten, Schach wäre kein Sport! Dass Melanie überhaupt so lange durchgehalten hat, ist sensationell, aber klar war auch, dass es so kein makelloses Ergebnis geben konnte.

Eine ganze Reihe von Spielern durften sich über- teils hart ausgekämpfte- Remisen freuen. Mal zeigte sich Melanie recht gnädig, dann gab es aber auch den einen oder anderen, der ihr generös Frieden anbot. Wie etwa Günter Mann von den Bergischen SF, der mit einem taktischen Trick eine Figur gewann, aber mit dem halben Punkt mehr als zufrieden war.

Die erste- und lange Zeit einzige- Niederlage ereilte die Großmeisterin gegen keinen geringeren als den Berichterstatter, der sich wünschte, so eine reibungslose Partie mal in einem Turnier oder Mannschaftskampf zu spielen. Mit einem plötzlichen Turmschwenk auf die h-Linie entstanden Mattdrohungen, die nur noch unter Materialverlust abzuwenden waren.

Erst viele Stunden später- nämlich nach 21 Uhr, als der Hausmeister uns längst rausschmeißen wollte!- musste Melanie noch ein paar weitere Niederlagen quittieren: Xianghui Zhong von den VdSF Bonn, der schon bei unserem Jubiläumsopen sehr erfolgreich war, hatte sich einen soliden Vorteil erspielt und verwandelte diesen schließlich im Endspiel sehr souverän. Leo Evers von der SG Porz hatte in den taktischen Wirrungen des Mittelspiels die Nerven behalten und knetete dann ein Damenendspiel mit Mehrbauern zum Sieg. Und als zweiter Euskirchener Lokalmatador reihte sich Nico Vandenbergen in die Gruppe der Sieger ein. Aber das überraschte ja die wenigsten, er hat schließlich in diesem Jahr schon gezeigt, dass er keine Angst vor Titelträgern hat.

Am Ende konnte Melanie Ohme einen Gesamtsieg von 16,5:9,5 für sich verbuchen. Ob sie damit zufrieden war, wissen wir nicht genau, aber angesichts der mehr als nur anstrengenden Umstände ist das immer noch ziemlich beeindruckend. Für alle Beteiligten war es jedenfalls ein tolles Erlebnis und wir möchten uns auch auf diesem Wege noch mal für den Besuch und den sympathischen Auftritt bedanken. Alles Gute und noch viel Erfolg auf Deinem schachlichen, beruflichen und familiären Lebensweg, Melanie...

An dieser Stelle sei noch mal den ehrenamtlichen Helfern und Organisatoren gedankt, sowie natürlich der Raiffeisenbank Rheinbach-Voreifel, ohne deren Unterstützung diese Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre!

Zu guter Letzt gibt es hier alle Ergebnisse im Überblick!


Und noch ein kleiner Nachtrag von Gunnar Weißhuhn zu einer Trainingsrunde, die uns Melanie zusätzlich noch am Sonntag gegeben hat:

"Beim Training am Sonntag hat Melanie uns wertvolle Tips gegeben, wie sich Vereinsspieler, denen kein Trainer zur Verfügung steht, eigenständig weiterbilden und verbessern können. Dabei empfiehlt sie mit Büchern zu arbeiten. Allerdings sollte man die Bücher nicht alleine durcharbeiten, sondern die Themen in einer Gruppe analysieren. Verschiedene Leute haben verschiedene Ideen. Man könnte sich ein Thema raussuchen (z.B. Endspiel Turm+Bauer vs. Turm) und das dann am Trainingsabend in einer Gruppe durcharbeiten.

Das Internet kann man nutzen, um sich Großmeister-Partien anzuschauen, um zu sehen, wie Eröffnungen, die man selber gerne spielt, "korrekt" gespielt werden, und wie die Pläne im Mittelspiel aussehen könnten, wenn die Eröffnung abgeschlossen ist. Außerdem empfiehlt sie verschiedene Apps für's Handy zu verwenden. Wenn man mal mit der Bahn fährt oder im Warteraum beim Arzt sitzt, kann man die Zeit nutzen, um z.B. Taktikaufgaben zu lösen.

Zu guter Letzt hat sie dann noch 2 Partien aus der vergangenen Mannschafts-EM präsentiert und verschiedene taktische und positionelle Motive gezeigt. Alles in Allem waren das sehr inspirierende 2 Trainingsstunden, wofür wir Melanie Ohme herzlich danken."


Schach-Talk mit GM Vlastimil Hort

Am Donnerstag, 29. Oktober 2015, war eine lebende Schachlegende zu Gast im Euskirchener Kulturhof: Vlastimil Hort. Der deutsch-tschechische Großmeister gehörte in den 70er Jahren zur absoluten Weltspitze, hat an der Qualifikation zur Weltmeisterschaft geschnuppert, unzählige große Turniere und Schacholympiaden mitgespielt und dabei die Größen der Schachwelt am und neben dem Brett getroffen. Vielen dürfte er aber vor allem durch die einstige Schach-Fernsehreihe des WDR bekannt sein, wo er an der Seite von Helmut Pfleger durch fachliche und humoristische Kommentare glänzte.

Vlastimil Hort ist in Euskirchen ein "alter Bekannter". Bereits zum 25jährigen Jubiläum stattete er uns einen Besuch ab und gab damals eine unvergessene Simultanvorstellung. Doch er ist auch ein begnadeter Erzähler, und so plauderte er diesmal zwei Stunden mit den zahlreichen interessierten Gästen, berichtete über ernste und lustige Dinge aus seiner langen Schachkarriere. So erzählte er von der frühen Geschichte des königlichen Spiels, den Wirren des Kalten Krieges und des Kommunismus, von den skurrilen Marotten der Großmeister, gab uns Blicke hinter die Kulissen der sowjetischen Nationalmannschaft während eines Länderkampfes, lästerte hier und da augenzwinkernd über den einen oder anderen Kollegen und gab sich auch Mühe, die Fragen der Zuhörer zu beantworten, die gebannt an seinen Lippen hingen.

Vielen Dank für den Besuch und alles Gute, lieber Vlastimil! Zum 75jährigen darfst Du gerne noch einmal kommen...


Der Internationale Fide-Großmeister Vlastimil Hort kam 1979– zehn Jahre vor dem Fall der Mauer– aus der damaligen  Tschechoslowakei nach Deutschland. Fortan bestritt er mit dem königlichen Spiel und als Publizist seinen Lebensunterhalt. Er ist den Größen dieser Welt am Schachbrett begegnet und ein begnadeter Erzähler. Bekannt wurde er einer größeren Öffentlichkeit als exzellenter, oft humoristischer Kommentator der Fernseh-Sendereihe „Schach der Großmeister“ des WDR an der Seite von Helmut Pfleger.


Jubiläumsopen 28.-30. August 2015

Am Wochenende des 28.-30. August ging bei allerbestem Hochsommerwetter unser Jubiläumsturnier über die Bühne. Und es gab allen Grund zur Freude: trotz der "Konkurrenz" aus Niederkassel, wo am Sonntag das beliebte "Schwert von Lülsdorf" stattfand, fanden die angestrebten 60 Teilnehmer ihren Weg zu uns. Nach den drei zum Teil schweißtreibenden Wettkampftagen herrschte allgemein positive Resonanz. Das Turnier verlief in wunderbarer Atmosphäre, sportlich fair ohne jeglichen ernsthaften Streitfall, in einem geräumigen, hübschen Spielsaal. Die Rufe nach einer erneuten Ausrichtung im kommenden Jahr wurden bereits laut.

Großer Turnierfavorit war der einzige Titelträger, FM Guntram Hainke aus Düsseldorf. An den ersten beiden Tagen lief auch alles wie am Schnürchen, doch am bis zu 35 Grad heißen Sonntag brannte das Brett. Henrik Meyer, der in der Euskirchener Schachjugend groß geworden ist und erstmals nach seinem umzugsbedingten Abschied zurückkehrte, spielte spätestens dann um den Turniersieg mit, als er dem Fide-Meister ein Remis abrang. Das nutzte Uwe Claussen von den Schachfreunden Essen-Werden, der mit seinem vierten Sieg im vierten Spiel die alleinige Tabellenführung übernahm. In der letzten Runde reichte ihm dann ein Remis gegen Henrik, um den ersten Platz abzusichern. Eine durch und durch souveräne Vorstellung und der verdiente Turniersieg. Gleichzeitig sorgte Lokalmatador Nico Vandenbergen für die Sensation: er ließ dem Turnierfavoriten in einer Glanzpartie nicht den Hauch einer Chance und landete auf dem hervorragenden zweiten Platz der Gesamtwertung! Das sorgte natürlich bei uns Euskirchenern für große Begeisterung. Den dritten Platz ergatterte sich hauchdünn, aber wirklich um Haaresbreite mit einem halben Buchholzpunkt Vorsprung vor Henrik Meyer der Trierer Pascal Grzeca. Erst die letzte laufende Partie des Turniers entschied hier über den Bronzerang.

Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger, zu denen auch die Gewinner der beiden Ratinggruppen zählen: Pascal Berkle vom SV Erftstadt gewann die Gruppe U1900 und Xianghui Zhong aus Bonn die U1600. Und dann gab's natürlich noch die Sonderpreise: der für die beste TeilnehmerIN ging an Sandra Lobe (SG Leipzig). Der knapp an Platz 3 gescheiterte Henrik Meyer durfte sich mit dem Juniorenpreis trösten. Und zur großen Freude aller Jubiliare belegte mit Armin Englert ein Euskirchener Urgestein den 1. Platz in der Wertung "Bester Senior Ü60"!

An dieser Stelle sei noch einmal allen ehrenamtlichen Helfern und Mit-Organisatoren Dank gesagt, ebenso wie dem Bürgermeister der Stadt Euskirchen, Dr. Uwe Friedl, für die persönliche Vornahme der Siegerehrung mit dem Pokal, den er gestiftet hat. Die Ergebnisse des Turniers in nackten Zahlen ebenso wie Impressionen haben wir hier festgehalten:

Teilnehmerliste

Paarungen

Tabelle

Kategorien
 

 


Die Gründungsgeschichte

von Hans Simon, Zitat aus "En passant 25 Jahre Schachklub Turm Euskirchen 1965 e.V."

Einer Kneipe kann nichts schlimmeres passieren, als von einer Herde Jugendlicher als Treffpunkt auserwählt zu werden. Hier trinkt man in drei Stunden eine Cola, verhält sich laut und treibt den Wirt dazu die ganze Bande raus zu schmeißen oder Bankrott zu gehen. Dirk Moormann, 1965 Pächter der Hansa Stube ging Bankrott, aber er hatte eine dritte Möglichkeit gefunden, dieses Schicksal zu ertragen: Er spielte Schach!

Auch am Sonntag den 21 Juli 1965 hatte er, an seinem Tresen zwischen den wenigen zahlenden Gästen, die neben uns noch Platz fanden, ein kleines Fleckchen für sein Schachbrett ergattert. Sein Spielpartner, ein junger Mann von 22 Jahren, blieb diesmal jedoch aus. "He, Hans", stieß mich Wilfried Zapp an, "wie wär's wenn du mit Dirk um unsere Zeche spielst".

Der Vorschlag wurde gemacht und abgelehnt. Trotzdem meinte der Wirt: "Aber bis Hubert kommt, können wir ein bißchen rumziehen!" Hubert Benden kam dann auch eine halbe Stunde später und machte ein leicht saures Gesicht als Dirk keine Anstalten machte die begonnene Partie abzubrechen. Doch etwas später analysierte auch er mit Interesse die Stellung auf dem Brett und ich wurde als wechselseitiger Lückenbüßer engagiert. Irgendeiner von uns kam an diesem Sonntag auf die Schnappsidee einen Schachklub aufzumachen. Durch Mundwerbung stellten sich in den nächsten Wochen Klaus Meister, Horst Meister, Wilfried Zapp, Wolfgang Berger Udo Dederichs und Karl Barion ein. Es folgten Hans Peter Bernhard und Franz Josef Hauernherm. Ab diesem Punkt läßt sich die weitere Reihenfolge nur noch schwer zurückverfolgen.

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